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Die Wirtschaft liegt am Boden

1929 – 1933

1929 zieht die Weltwirtschaftskrise auf und trifft die florierende deutsche Wirtschaft bis ins Mark. Im Land macht sich zuerst Arbeitslosigkeit breit – und dann Verzweiflung. Binnen weniger Jahre verändern sich die Lebenssituation der Menschen und die politische Stimmungslage im Land fundamental.

Aktieninhaber verfolgen die Kursbewegungen der New Yorker Börse.

Aktieninhaber verfolgen die Kursbewegungen der New Yorker Börse.

© akg-images

Es ist der 24. Oktober 1929, und der Tag wird später als Wendepunkt der jungen Weimarer Republik in die Geschichtsbücher eingehen. An der New Yorker Börse rutschen die Aktienkurse immer weiter ab – und bei den Aktienhändlern bricht Panik aus. Der Börsenkrach des „Black Thursday“ – der in Deutschland erst am „Schwarzen Freitag“ ankommt – markiert den Ausgangspunkt für eine Krise, die die gesamte Weltwirtschaft erfasst.

Die Industrieproduktion bricht ein. Kleine und mittlere Unternehmen müssen Konkurs anmelden. Die Arbeitslosigkeit steigt rapide. Wer noch Arbeit hat, muss mit sinkenden Löhnen oder Gehältern auskommen, ebenso werden Arbeitslosen- und Sozialhilfe sowie die Renten gekürzt. Die gerade noch prall gefüllten Kinos, Sportstätten und Lokale sind plötzlich menschenleer. Binnen kurzer Zeit befallen soziales Elend, Existenzängste und Verzweiflung viele Menschen.

Schlange vor dem Postscheckamt

© dpa – Bildarchiv

Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise treffen Deutschland umso härter, als bisher boomende Exporte wegbrechen und Auslandskredite endgültig versiegen. Bereits zuvor haben ausländische Investoren ihr Vertrauen in Deutschland verloren, als die Gespräche zum sogenannten Young-Plan, der die Reparationszahlungen neu festlegen soll, zunächst erfolglos abgebrochen werden.

Weltbühne Berlin – Weltwirtschaftskrise und Bankenkrach

© Chronos-Media

Das Reichswirtschaftsministerium sieht sich in einer schwierigen Situation: Wie lässt sich die Wirtschaft ankurbeln, wenn das Deutsche Reich von Krediten weitgehend abgeschnitten ist? Wie kann die Arbeitslosigkeit verringert werden? Und wie kann der Staat neue Kapitalquellen erschließen, um handlungsfähig zu bleiben? Die Regierung ratifiziert zunächst den umstrittenen Young-Plan und setzt alles daran, ihn auch zu erfüllen. Um dies zu erreichen, befürwortet das Reichswirtschaftsministerium zunächst eine strikte Sparpolitik. Preis- und Kostensenkungsprogramme werden nach dem Auseinanderbrechen der letzten Großen Koalition der Weimarer Republik unter Brüning per Notverordnung durchgesetzt. Niedrige Löhne und Preise sollen die deutschen Unternehmen wieder wettbewerbsfähig machen. Doch Steuererhöhungen und geringe Staatsausgaben führen mit dazu, dass der Konjunkturmotor weiter nicht anspringt.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit 1927 – 1932

(in Millionen)

Quelle: Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1939/40, S. 389

Das Reichswirtschaftsministerium erarbeitet nun Pläne für eine kreditfinanzierte Konjunkturpolitik. Umgesetzt werden diese aber erst, nachdem die Lausanner Konferenz vom Juli 1932 die langersehnte Streichung der Reparationen bringt. Noch im selben Monat kommt die wirtschaftliche Talfahrt an ihr Ende, die Konjunkturindikatoren zeigen wieder nach oben.

Den politischen Gewinn aber heimsen andere ein. Bei der Reichstagswahl im Juli 1932 erzielt die NSDAP enorme Stimmengewinne, und am 30. Januar 1933 ernennt Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Innerhalb von nur vier Jahren haben sich die Lebenssituation der Menschen und die politische Stimmungslage fundamental verändert.

Reichstagswahl 20. Mai 1928

Quelle: Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1933, S. 593

Reichstagswahl 31. Juli 1932

Quelle: Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1933, S. 593

Zahlen und Fakten

1929

am 24.10.
„Black Thursday“ an der New Yorker Börse, erreicht Deutschland als „Schwarzer Freitag“

40

Prozent
– um so viel sinkt die deutsche Industrieproduktion in der Folge

6

Mio. Arbeitslose
gibt es Anfang 1933. 1929 waren es nur 1,3 Millionen

30

Prozent
beträgt der Rückgang der Realeinkommen; die Armut nimmt sprunghaft zu