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Europa

Vergangenheit mit Zukunft

Noch vor gut 70 Jahren waren Frieden, wirtschaftlicher Wohlstand und politische Stabilität in Europa nicht selbstverständlich. Heute hat sich dies ins Gegenteil verkehrt: Für die meisten ab 1950 in Europa Geborenen sind Krieg, Hunger und politische Instabilität unvorstellbar. Und das verdanken wir der Europäischen Union (EU) und ihren Vorläufern.

Foto wird vor Originalmotiv gehalten

Damals und heute.

© Getty Images/Artur Debat

Europas Bilanz zur Mitte des 20. Jahrhunderts ist ernüchternd: Der Kontinent hat zwei Weltkriege erlebt, viele Millionen Soldaten und Zivilisten sind ihnen zum Opfer gefallen, Europa ist zerstört und wirtschaftlich am Ende. Deshalb treibt die europäischen Staaten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine Frage um: Wie lässt sich der Frieden in Europa langfristig bewahren? Ein gemeinsamer Wirtschaftsraum wird als entscheidendes Element erkannt. Wenn militärisch wichtige Wirtschaftszweige wie die Stahlindustrie vernetzt sind, wirkt sich dies friedensfördernd aus, und mittelfristig können sich die beteiligten Staaten auch politisch annähern – so die Hoffnung. Aus dieser Idee heraus entwickelt sich die Europäische Union, wie wir sie heute kennen.

Mann springt mit EU-Regenschirm

© Photocase/kallejipp

1951 gründen Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) und legen damit das Fundament für die Europäische Union. Das Wirtschaftsministerium unter Ludwig Erhard zeigt sich zunächst skeptisch gegenüber dem Schuman-Plan aus 1950, der den Ausgangspunkt der Verhandlungen markiert. Man befürchtet, dass wirtschaftliche Grundsätze und Interessen dem Ziel der politischen Integration untergeordnet werden. Erhard setzt sich in den Vertragsverhandlungen dafür ein, dass Deutschland wirtschaftlich nicht schlechter gestellt wird, etwa durch die Durchsetzung von Kartellvorschriften nach deutschem Vorbild. 1957 schwingt sich die EGKS im Rahmen der Römischen Verträge zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) auf. Zugleich setzt Erhard durch, dass das Wirtschaftsministerium – und nicht etwa Bundeskanzler oder Außenministerium – innerhalb der Bundesregierung die europäische Wirtschaftspolitik verantwortet. So stellt er sicher, dass das Wirtschaftsministerium die europäische Wirtschaftspolitik mitgestalten kann, und begründet gleichzeitig das Selbstverständnis des Hauses als Europaministerium.

Konrad Adenauer Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 2. Wahlperiode, 46. Sitzung am 5.10.1954, S. 2233 ()

Auch wenn die Form in diesem oder jenem wechselt, die Einheit Europas bleibt unser unverrückbares Ziel.

Das Wirtschaftsministerium engagiert sich in den folgenden Jahrzehnten für eine moderne Wettbewerbspolitik, weitreichende Handelserleichterungen und eine Erweiterung des gemeinsamen europäischen Marktes. Damit prägt es maßgeblich die Entstehung eines Europäischen Binnenmarktes mit dem freien Austausch von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital. Heute ist der Europäische Binnenmarkt der größte zusammenhängende Wirtschaftsraum der Welt.

Exporte und Importe Deutschlands im Jahr 2017 nach Regionen

(in Prozent)

Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen

Die EU-Bürgerinnen und -Bürger können frei entscheiden, in welchem Land der Europäischen Union sie leben und arbeiten wollen, und können ohne Grenzkontrollen innerhalb der Staaten des sogenannten Schengen-Raums reisen. Seit 2002 gibt es zudem in mittlerweile 19 EU-Staaten, darunter auch Deutschland, eine gemeinsame Währung, den Euro.

Die Europäische Union ist nicht nur eine attraktive Wirtschaftsmacht, sondern trägt auch sehr erfolgreich dazu bei, junge Demokratien zu stabilisieren. Dazu zählen in den 1970er Jahren beispielsweise Griechenland, Spanien und Portugal sowie in den 1990er Jahren mehrere osteuropäische Staaten. Seit ihrer Gründung hat sich die EU daher auch geografisch deutlich ausgedehnt. Heute zählt sie 28 Mitgliedsstaaten, wobei mit Großbritannien im Jahr 2019 voraussichtlich erstmals ein Mitgliedsstaat die Union wieder verlässt.

Warum ist die EU eine gute Sache?
Video der Jugendwebseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie

© Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

Für die verbleibenden 27 Mitgliedsstaaten mit rund 450 Millionen Bürgerinnen und Bürger wird es dann darum gehen, die Europäische Union zu stärken und fortzuentwickeln, damit Europa auch in Zukunft für Frieden, Wohlstand und Stabilität steht.

Peter Altmaier...
... über die wirtschaftspolitische Bedeutung Europas für Deutschland

Meilensteine der EU

1

18. April 1951

Die „Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ (EGKS) wird gegründet.

2

25. März 1957

Die „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft“ (EWG) und die „Europäische Atomgemeinschaft“ (EURATOM) werden gegründet („Römische Verträge“).

3

1. Juli 1967

Der Fusionsvertrag von 1965 tritt in Kraft: Aus der EWG, EURATOM und EGKS werden die „Europäischen Gemeinschaften“ (EG).

4

7. und 10. Juni 1979

Die erste Europawahl zum Europäischen Parlament findet statt.

5

1. November 1993

Der „Vertrag von Maastricht“ tritt in Kraft. Damit wird die EU gegründet und die Zusammenarbeit ausgeweitet (zum Beispiel gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, Wirtschafts- und Währungsunion).

6

26. März 1995

Das Schengener Übereinkommen, das die Grenzkontrollen an den Binnengrenzen von zunächst fünf Staaten abschaffen soll, tritt in Kraft.

7

1. Januar 2002

Mit dem Euro wird ein gemeinsames Bargeld in zwölf EU-Ländern eingeführt.

8

1. Mai 2004

Große EU-Erweiterung, mit der die Teilung Europas während des „Kalten Krieges“ überwunden wird.

9

1. Juni 2005

Die EU-Verfassung wird bei Referenden in Frankreich (29. Mai) und den Niederlanden (1. Juni) abgelehnt und kann nicht in Kraft treten.

10

1. Dezember 2009

Mit dem „Vertrag von Lissabon“ wird die EU auf eine neue gemeinsame Grundlage gestellt.

11

10. Dezember 2012

Die EU erhält den Friedensnobelpreis.

12

23. Juni 2016

Die Bevölkerung des Vereinigten Königreichs stimmt für den Austritt aus der EU (Brexit).

Zahlen und Fakten zum Europäischen Binnenmarkt

512,7

Millionen Einwohner
in 28 Mitgliedsstaaten bilden den Europäischen Binnenmarkt (Stand 2018).

24

Amtssprachen
gibt es innerhalb der EU.

14,9

Billionen Euro
beträgt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des europäischen Binnenmarkts (2016).

15,6

Prozent
beträgt der Anteil der EU-28 am weltweiten Warenexport (2016)